Tchibo veröffentlicht Omnibus-Position und spricht sich für risikobasierten Ansatz statt Tier-1 Fokus aus
"Statement zu den Vorschlägen der EU Kommission zur CSDDD"
Die EU möchte mit einem sogenannten Omnibus Verfahren Bürokratie abbauen, indem sie Nachhaltigkeitsgesetze harmonisiert und Anforderungen vereinfacht. Dabei stehen die Europäische Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) und die Europäische Berichterstattungsrichtlinie (CSRD) im Fokus. Die aktuellen Vorschläge der EU Kommission zur CSDDD sehen wir kritisch und befürchten mehr Bürokratie und weniger Wirkung. [...]
Dies sind unsere Forderungen an die EU für eine wirksame Lieferkettenrichtlinie:
- Keine Verschiebung: Eine sofortige Umsetzung ist entscheidend, um ein faires und verlässliches Wettbewerbsumfeld zu schaffen und mögliche Menschenrechtsverletzungen schnell zu adressieren.
- Kein Fokus nur auf direkte Geschäftspartner: Dies führt zu mehr Bürokratie und weniger Wirkung. Es ist nicht sinnvoll, Fragebögen an den Caterer um die Ecke zu schicken, wenn die echten Menschenrechtsprobleme ganz woanders liegen. Deshalb fordern wir den risikobasierten Ansatz mit Priorisierung der eigenen Aktivitäten nach Schwere, Eintrittswahrscheinlichkeit und eigenem Einfluss.
- Verbindliche Klimaschutzmaßnahmen: Unternehmen sollten verpflichtet werden, ihre Klimaziele verbindlich umzusetzen. Nur so können wir sicherstellen, dass wir nicht nur reden, sondern auch handeln.
- Unterstützung für KMU: Sorgfaltspflichten dürfen nicht auf Lieferkettenpartner, insbesondere KMU, abgewälzt werden. Risikoabfragen bei KMU müssen jedoch weiterhin möglich sein, denn Menschenrechte können überall verletzt werden. Größere Geschäftspartner und die Politik sollten KMU bei der Risikominderung unterstützen.
- Überprüfung der Sorgfaltsprozesse nicht nur alle 5 Jahre: Ein Überprüfungsintervall von zwei Jahren ermöglicht es uns, auf Veränderungen zu reagieren und die Wirksamkeit der Maßnahmen sicherzustellen. Lasst uns die Dinge frisch und reaktionsfähig halten.
- Harmonisierung mit der CSRD: Risikoanalysen und Wesentlichkeitskriterien müssen angeglichen werden, Berichterstattung über CSRD muss auch für CSDDD ausreichen und wesentliche Begriffe wie z.B. Wertschöpfungskette müssen angeglichen werden.
- Freiheit und Pflicht zur eigenen Auslegung: Wir sind überzeugt, dass nicht jedes Detail gesetzlich geregelt werden muss, solange das Ziel klar formuliert ist. Unternehmen sollten die Freiheit und Pflicht haben, ihre jeweils beste Lösung für den Schutz von Menschen und Umwelt zu definieren und plausibel darzulegen.
Wir appellieren an die EU, die Wirksamkeit der CSDDD nicht durch falsch verstandene „Vereinfachungen“ zu reduzieren und schnellstmöglich Rechtssicherheit für Unternehmen zu schaffen. Nur so kann Europa den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen der heutigen Zeit gerecht werden, Menschen und Umwelt schützen und einen fairen Wettbewerb gewährleisten. [...]